(Ribe / vdk) Der dritte und bisher größte Nationalpark des Urlaubslands Dänemark – der Nationalpark Wattenmeer – ist am 16. Oktober 2010 offiziell eingeweiht worden. Er ist für alle geöffnet – jeder Dänemark-Urlauber (Ferienhaus Dänemark), der seine Ferien an der dänischen Nordsee verbringt, kann sich nach wie vor frei und ungehindert in die Natur begeben. Der Nationalpark in Dänemark bietet jedoch bessere Möglichkeiten, die Gegend zu erleben und die reichhaltige Natur und Kultur aus der Nähe zu betrachten.
Mit dem Nationalpark Wattenmeer fügt sich eines der wichtigsten Naturgebiete Dänemarks in die Reihe dänischer Nationalparks ein. Damit wurde nun der dritte von insgesamt fünf geplanten Nationalparks eingeweiht. Der Nationalpark Wattenmeer ist mit seinen insgesamt 146.600 Hektar der Größte in Dänemark und umfasst das Wattenmeer, die Wattenmeerinseln, die Halbinsel Skallingen, das Flusstal Varde, das Gebiet Marbæk und Teile des Marschlandes hinter den Deichen auf dem Festland (die Tjæreborgmarsch, die Ribemarsch, den Margrethe-Kog und die äußeren Köge in der Tøndermarsch).
Die fünf Nationalparks waren nach Absprache mit den für das Nationalparkgesetz verantwortlichen Parteien von früheren Umweltministern ausgewählt worden. Zuerst wurde im Jahr 2008 das nordjütische Küstengebiet Thy eingeweiht, danach auf der mitteljütischen Ostseehalbinsel Djursland die Mols Bjerge 2009, und in diesem Jahr ist das Wattenmeer an der Reihe. Innerhalb der nächsten Jahre sollen der renaturierte südjütische Flusslauf Skjern Å und das "Nordseeland der Könige" eingeweiht werden (mehr über die dänischen Nationalparks unter www.danmarksnationalparker.dk).
Dänische Wattenmeer-Inseln Rømø, Mandø und Fanø
Die Inseln und das Hinterland am Wattenmeer sind eine für viele Urlauber attraktive Gegend in Dänemark. Die einzigartige Natur und Kultur in diesem Landstrich haben zusammen mit den vielen Ferienhäusern, Campingplätzen, Jugendherbergen und anderen Übernachtungsmöglichkeiten die Entwicklung einer starken Tourismusregion ermöglicht. Die Wattenmeerinseln Rømø, Mandø und Fanø liegen entlang der Küste direkt nebeneinander und bieten einmalige Naturerlebnisse. Das Meer, die Strände, die Dünen, die Plantagen, die Heideflächen und das Tierleben sprechen für sich und halten sowohl für Erwachsene als auch für Kinder vielseitige Entfaltungs-Möglichkeiten bereit. Auf dem Festland lassen sich Naturfreunde von den Deichen, der Marsch und den Zugvögeln beeindrucken.
Natur und Tierleben im Wattenmeer
Das Wattenmeer gehört zum dänisch-deutsch-niederländischen Wattenmeer, einem der wichtigsten Naturgebiete in Europa. Das Wattenmeer steht auf der Liste der Particularly Sensitive Sea Areas (PSSA), gemeinsam mit u.a. dem Great Barrier Reef in Australien und den Galápagosinseln vor der Küste Ecuadors. Das Wattenmeer gehört außerdem zum Natura 2000-Netzwerk geschützter Gebiete in der EU. Das Wattenmeer ist lebenswichtig für die zehn bis zwölf Millionen Vögel, die im Frühling und im Herbst auf ihrer Reise zwischen den Brutstätten und dem Winterquartier vorbeikommen. Das Wattenmeer ist eine gigantische Speisekammer, wo die Zugvögel Nahrung zu sich nehmen, um anschließend weiterfliegen zu können. Hier finden sie Muscheln, Schnecken, Borsten- und Sandwürmer, von denen es im Watt unzählige gibt, und in der Marsch die Schnakenlarven.
Die großen Muschelbänke im Wattenmeer sind eine wichtige Nahrungsquelle für beispielsweise Eiderenten und Austernfischer. Auch Vorlandsflächen und die Regionen hinter den Deichen haben eine immense Bedeutung als "Speisekammer" insbesondere für Stockenten, Pfeif- und Spießenten sowie für Kurzschnabelgänse, Ringelgänse und Weißwangengänse. Unter den Zugvögeln sind es besonders die Stare, die mit ihrem Naturschauspiel "Schwarze Sonne" beeindrucken. Im Herbst, in der Abenddämmerung, versammeln sich Tausende von Staren in riesigen Schwärmen über der Marsch, bevor sie sich für die Nacht zurückziehen. Über der Tøndermarsch bestehen die Schwärme mitunter aus mehr als einer Million Staren. Im Wattenmeer gibt es außerdem den größten Bestand an Seehunden in ganz Dänemark. Die Seehunde sind die einzigen Meeressäugetiere, die im Wattenmeer ihre Jungen zur Welt bringen. Die Seehunde sind besonders während der Geburt und während des Fellwechsels davon abhängig, auf den trockengelegten Bänken ungestört liegen zu können.
Inseln und Gezeiten im Wattenmeer
Das gesamte Wattenmeer ist als Natur- und Wildreservat eingestuft, mit verschiedenen Regelungen für Verkehr, Jagd und sonstige Aktivitäten. Die Gegend umfasst mehr als 30 Inseln, wovon drei bewohnt sind: Fanø, Mandø und Rømø. Der ganze Wattenmeerbereich wird von den Gezeiten beeinflusst, die mit der Anziehungskraft des Mondes zusammenhängen. Diese Anziehungskraft sorgt dafür, dass zwischen Ebbe und Flut eine regelmäßige Zeitspanne von 6 ¼ Stunden besteht.
Das Wetter übt ebenfalls Einfluss auf die Gezeiten aus. Westwind treibt das Wasser gegen die Küsten und verstärkt bei Orkan die Höhe der Flut um bis zu vier Meter. Normalerweise beträgt der Unterschied zwischen Ebbe und Flut an der Ho Bugt etwa anderthalb Meter. Vielerorts im Wattenmeer gibt es Untiefen: Sandflächen, die bei Flut überschwemmt werden und auf denen sich unter anderem Robben aufhalten. In den fast immer trockenen Bereichen, wo Pflanzen Wurzeln geschlagen haben, steht das Wasser so still, dass vom Meer mitgeführte Materialien sich auf dem Boden absetzen.
Der tägliche Rhythmus der Gezeiten zwischen Ebbe und Flut schafft gute Voraussetzungen für das dynamische Ökosystem des Wattenmeeres mit vielen mikroskopisch kleinen Pflanzen und Tieren, die als Nahrung für eine Grundfauna aus Würmern, Muscheln und Krebstieren dienen. Auf einem einzigen Quadratmeter Wattboden können mehrere Tausend dieser Tiere leben. Bei Ebbe, wenn das Watt trockengelegt wird, können sich die Vögel mit Nahrung versorgen, bevor sie zu den Brutstätten in Nordskandinavien, Sibirien und Grönland weiterfliegen – oder zu den Überwinterungsplätzen weiter südlich.
Landschaft und Kulturgeschichte dänisches Wattenmeer
Der Nationalpark Wattenmeer bildet eine unverkennbare Landschaft, die ein Mosaik aus verschiedenen Naturtypen darstellt: Meeresgebiete mit niedrigem Wasserstand, Tiefs, Priele, Hochsände und Wattflächen; Die Halbinsel Skallingen und die Wattenmeerinseln mit ihrer vielfältigen und abwechslungsreichen Natur in den Strand- und Dünengebieten; die Marsch mit Strandweiden, Flussmündungen, eingedeichten Gebieten und den Kögen entlang der Küste des Festlandes. Die Mündung des Flusses Varde Å in die Ho Bugt ist die einzige natürliche Flussmündung ohne Deiche im ganzen dänisch-deutsch-niederländischen Wattenmeer - ein sogenannter Ästuar. Es ist das vom Menschen vielleicht am wenigsten beeinflusste Gebiet im Wattenmeerbereich. Die Landschaft befindet sich in ständiger Veränderung aufgrund der Materialien, die vom Meer herangespült werden.
Im Nationalparkgebiet gibt es eine Reihe von einmaligen Kulturgütern, die vom Zusammenspiel zwischen Mensch und Meer und vom Gebrauch der natürlichen Rohstoffe von der Urzeit bis heute zeugen: die Warften, die Deiche, die Köge und die unverwechselbare Baustruktur mit den Dörfern, die sich an der Grenze zwischen der feuchten Marsch und den trockenen Hügelinseln und Heideebenen befinden und somit eine Reihe von Geschichten über die Lebensbedingungen der Menschen hier erzählen können. Die Architektur, die Traditionen und die Kulturgüter zeigen deutlich, dass man in eine besondere und außergewöhnliche Gegend gekommen ist. Mit Ribe als der ältesten Stadt Dänemarks und Tønder als der ältesten Kleinstadt kommt man auf seine Kosten, wenn man die Kultur der Gegend erleben will. Im Wattenmeerbereich werden das ganze Jahr über interessante Naturerlebnisse angeboten. Dazu kommen die vielen Ausstellungen, Naturveranstaltungen, offenen Parks, Museen und kleinen, privaten Gaststätten, Kunsthandwerker sowie Freizeitangebote, die genutzt werden können.
Die Zukunft und Entwicklung des Nationalparks Wattenmeer
Die Errichtung der Nationalparks wird von der Bevölkerung vehement unterstützt. Jeder Nationalpark erhält eine selbstständige Verwaltung mit einem Vorstand, einer Nationalparkversammlung und einer Geschäftsstelle. Der Umweltminister ernennt den Vorstand und dessen Vorsitzenden. Alle Vorstandsmitglieder sollen nach Möglichkeit eine Verknüpfung mit der Gegend vorweisen können. Der Vorstand erhält zu Beginn einen Pauschalbetrag von sechs Millionen Kronen und später, wenn der erste Nationalparkplan verabschiedet worden ist, einen Beitrag aus dem Staatshaushalt. Darüber hinaus hat der Vorstand die Möglichkeit, Gelder durch Subventionsregelungen, örtliche Förderungen, Partnerschaften usw. zu akquirieren.
Es ist wichtig, dass der Nationalpark Wattenmeer in Übereinstimmung u.a. mit der trilateralen Wattenmeerzusammenarbeit entwickelt wird. Der Vorstand kann auch Kooperationsabkommen, Partnerschaften und Sponsorverträge schließen, um eine positive Entwicklung des Nationalparks zu sichern. Der Vorstand muss einen Plan für den Betrieb und für die Entwicklung des Nationalparks ausarbeiten. Die Lokalbevölkerung wird in diesen Prozess mit einbezogen. Die Weiterentwicklung der Nationalparks geschieht über viele Jahre und gründet auf freiwilligen Abkommen und örtlicher Unterstützung.
Text: VisitDenmark
Foto: © Thomas Nykrog/VistDenmark
Datum: 26.10.2010
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